TYP 147 „Fridolin“
Die Deutsche Bundespost, einer der größten öffentlichen Abnehmer des VW-Werkes, benötigt für den Einsatz in der Briefkasten-Entleerung, der Eilzustellung sowie im Fernsprech- und Landpostdienst zu beginn der Sechziger Jahre ein Fahrzeug, das auf die damaligen Verhältnisse abgestimmt ist. Die bislang eingesetzte VW-1600-Limousine ist zu klein. Außerdem beklagen die Postler einige Nachteile beim Be- und Entladen des Käfers.
Der VW-Kastenwagen ist mit seiner Größe für diese Zwecke überdimensioniert.
Die Post, auf der Suche nach einem Fahrzeug in „arbeitspsychologisch optimaler Ausstattung zu einem günstigen Anschaffungspreis“, testet in einem Großversuch zunächst 700 „Goggomobil-Transporter“. Der Luftgekühlte Zweizylinderzweitaktmotor von den Glas-werken in Dingolfing zeigt jedoch seine Grenzen bei den starken Beanspruchungen im Kurzstreckenverkehr.
Nach dem Fehlgeschlagenen Versuch wendete sich die Post an das VW-Werk.
Hier hatte man ein offenes Ohr für die Probleme und besinnt sich der Westfalia Werke. Das Unternehmen aus Rehda-Wiedenbrück fertigt bereits Aus- und Umbauten für Postfahrzeuge. In einem gemeinsamen Gespräch mit Technikern von Volkswagen und Westfalia in Wiedenbrück trägt die Post ihre Wünsche vor: Zwei Kubikmeter Laderaum, Nutzlast zwischen 350 und 400 Kilogramm, Länge 3.750mm, Breite 1.440mm und Höhe 1.700mm. Zusätzlich soll das Fahrzeug über mindestens zwei Schiebetüren verfügen.
Unter Berücksichtigung der Vorgaben stellt Westfalia im Januar 1963 ein 1:1 Modell vor. Volkswagen Chef Nordhoff hat zuvor eine Fahrgestell-Übernahme und die Verwendung von verschiedenen Aufbauteilen der Typen 1, 2 und 3 genehmigt.
Der Typ 147 wird inoffiziell als Fridolin bezeichnet. Ähnlich wie beim Käfer lässt sich der Ursprung der Namensgebung nicht genau nachvollziehen. Bei Westfalia soll ein Arbeitnehmer gesagt haben: “…er sieht aus wie ein Fridolin!“
Mit dieser Typenbezeichnung ist der Auftraggeber allerdings nicht einverstanden. Die Anweisung des Bundespostministeriums vom 8. Mai 1962 lautet: Das neue Postmobil heißt „Sonderfahrzeug Post“.
Die Bezeichnung Fridolin darf nicht mehr benutzt werden. Das erste von drei Musterfahrzeugen ist am 9. August 1963 fertiggestellt. Rechtzeitig zur IAA 1963 steht auf dem Hof der Frankfurter Oberpostdirektion ein weiteres Fahrzeug, um dieses einigen außerdeutschen Postverwaltungen präsentieren zu können. Die Serienfertigung in Wiedenbrück wird im Februar 1964 auf dem aus Osnabrück gelieferten und abgeänderten Fahrgestell des Karmann-Ghia aufgenommen.
In der Zeit von 1964 bis 1973 werden in Wiedenbrück 6.126 Exemplare gefertigt. Hauptabnehmer ist die Deutsche Bundespost, zweitgrößter Abnehmer die Schweizer Postmit einer besonderen Ausführung. Den Eidgenossen muss der kantige Aufbau mit verglasten hinteren Ecken geliefert werden.
Für die Ausführung der Post ist nur ein Fahrersitz vorgesehen. Auf dem freien Markt kann der Typ147 gegen einen geringen Mehrpreis mit einem Beifahrersitz ausgestattet werden.
Gleichermaßen beliebt ist dieser Kleinlieferwagen auf Flughäfen im Vorfelddienst, beim Starßendienst in der Streckenkontrolle, in Service und Montagebetrieben oder bei Lesezirkeln. Das unterstreicht der Lippstädter Wolfgang Berke. Als erster privater Kunde ordert er 1966 für seinen Lippstädter Lesezirkel einen VW Typ 147. In der Folgezeit bestellt er weitere elf Fahrzeuge. Bevor 1973 die letzten Fahrzeuge ihren Postdienst antreten, kauft Berke noch vier der letzten Fridoline.